Willkommen zur x-Minuten Kritik zum Film „The Fall Guy“. Viel Spaß!

Intro:

Ob es nun die meisten wissen oder nicht, ist eigentlich egal, denn obwohl „The Fall Guy“ eine Adaption, der zumindest in der englischen gleichnamigen Serie (im deutschen heißt sie „Ein Colt für alle Fälle“) ist, spielt das für den Film eigentlich keine wirkliche Rolle. Die beiden Versionen haben gemeinsam, dass der Protagonist „Colt Seavers“ heißt, er ein Stuntman ist und er sein Stunt-Talent außerhalb des Filmsets nutzt. Für Fans der Serie aus den 80ern gibt es aber die ein oder andere Stunt-Hommage, eine Mid-Credit-Scene und ein Cover des Titelsongs „Unknown Stuntman“ der Serie während der Credits. Ist das ausreichend, um einen Film auf einer Serie zu basieren, die zeitgleich mit dem A-Team, Knight Rider, Magnum und Miami Vice lief und nur noch für wenige Bezug bietet?

„The Fall Guy“ wurde zum ersten Mal als Filmadaption von Warner Bros., dann 2010 von DreamWorks mit Nicolas Cage und dann 2013 mit Dwayne „The Rock“ Johnson als Hauptcharakter geplant. Das Projekt kam jedoch nicht wirklich voran, bis 2020 Kelly McCormick das Projekt aufschnappte und es ihrem Mann David Leitch vorschlug. Leitch, der selbst Stuntman (Fightclub) war und vom Stuntkoordinator (V wie Vendetta) zum Second-Unit-Regisseur (Ninja Assassin) und mit John Wick bzw. Atomic Blonde zum Regisseur aufstieg, sah eine persönliche Verbindung zu diesem Projekt und begann die Arbeit. Mit einem interessierten Ryan Gosling in der Hauptrolle, schlugen sie das Projekt als Film Noir vor, doch Universal lehnte diese Version ab und wollte es etwas kommerzieller und lustiger. Weil Ryan Gosling von Anfang an im Entwicklungsprozess des Filmes dabei war und er sowohl Rom-Com-, Komödien- als auch Action-Rollen gespielt hatte, dachte er, dass die Hauptfigur eine Mischung aus diesem Repertoire an Fähigkeiten sein könnte. Wegen der Ablehnung des Studios und dem gemeinsamen Ansatz zwischen Hauptdarsteller und Regisseur, wurde der Film daher letzten Endes eine Action-Rom-Com.


Colt Seavers (Ryan Gosling) ist Feuer und Flamme für Jody © Universal

Handlung:

Was darf man sich denn nun unter einer Action-Rom-Com vorstellen? „Rambo“ mit einem Gummihuhn in einem Liebesdreieck? „Mad Max: Fury Road“, bei der Mad Max und Furiosa zusammenkommen und jede rasante Verfolgungsjagd von der korpulenten Freundin von Furiosa namens ChubbyJane sarkastisch kommentiert wird?

Wem das zu wild ist, dem kann hier schon eine Entwarnung gegeben werden, denn die Kombination aus Action und Rom-Com gelingt „The Fall Guy“ äußerst gut. Im Kern der Handlung steht nämlich die Beziehung zwischen dem Stuntman Colt Seavers (Ryan Gosling) und der Regisseurin Jody Moreno (Emily Blunt), die teilweise Inspiration aus dem Leben von Leitch und McCormick zieht. Die Action und das, was vom ursprünglichen Film Noir übriggeblieben ist, formt sich um diese Geschichte herum. Wer daher mit der Liebesgeschichte nichts anfangen kann, der wird wahrscheinlich auch nicht von der Action überzeugt werden. Die Action-Arrangements sind zwar spektakulär inszeniert (mehr dazu weiter unten), dennoch sind sie weder abgefahren genug wie in „Bullet Train“ oder „Deadpool 2“ noch derbe genug wie in „Atomic Blonde“, um einen Wow-Effekt hervorzurufen. Die Action fühlt sich manchmal leider so an, als hätte man erst die Action-Sequenzen/Stunts geplant und dann das Skript mit diversen Action-Platzhaltern drumherum geschrieben. Nach einer kurzen Recherche war das tatsächlich der Fall und erklärt den Unterschied im Filmfluss zu den vorherigen Filmen von Leitch, die auf Comics bzw. Büchern basieren und bei denen höchstwahrscheinlich schon ein Skript vorhanden war.

Trotzdem ist das Skript detailreich, strukturiert und teilweise echt clever. So bedient sich der Film auch oft dem Erzählprinzip von „Chekhov’s Gun“, bei dem jedes erwähnte Detail einen späteren Sinn für die Handlung hat. Aufmerksame Zuschauer wird das womöglich an der ein oder anderen Stelle zu viel vorwegnehmen, dennoch ergeben sich dadurch einige sehr schöne Witze (Klebezettel, zufällige Explosionen am Set, Mamoa?) sowie starke Szenen (Thumbs Up, Miami Vice). Der Film fühlt sich dadurch sehr abgeschlossen an und erinnert durch diese Abrundung der Handlung an Disney-Animationsfilme.

Im Großen und Ganzen ist die Handlung packend als auch überraschend genug, und wer nicht immer auf der Suche nach dem nächsten „The Raid“ ist, der wird hier auch mit den Action-Sequenzen zufrieden sein. Ein Manko kreide ich „The Fall Guy“ aber stark an, denn er hätte etwas tiefer in die düstere Zeit des Protagonisten eintauchen können. Richtung Ende des Films sagt Colt zu Jody ungefähr: „Das, was mir passiert ist, hat mir gezeigt, dass ich gar nicht unbesiegbar bin.“ Das finde ich einen sehr interessanten Ansatz, vor allem, weil der Film für die Stunt-Community ist, die teilweise tagtäglich ihr Leben riskiert, damit ein Film mit guter Action begeistern kann. Auch Leitch betrauerte bereits einen Todesfall an seinem Set bei „Deadpool 2“, weswegen diese Problematik nicht fern von der Realität liegt.

Beim ersten Kontakt mit dem eigenen Tod fallen viele in Depressionen vor der Angst, selbst zu sterben bzw. jemand anderen zu verlieren, den man liebt. Gerade durch die Pandemie mit COVID-19 gibt es einige Indikatoren, dass besonders bei jüngeren, fitten und gesunden Menschen diese „Erkenntnis des Todes“ zu psychopathologischen Erkrankungen führt. Hätte der Film diesen Ansatz verfolgt und wäre nur ein bisschen tiefer in diese Thematik eingestiegen, hätte er sich meiner Meinung nach von seiner soliden Handlung abheben können und eine persönliche und bedeutende Geschichte erzählt. Ob es nun nicht ging, weil Universal das als Stimmungskiller empfunden hat, oder ob der Drehbuchautor Drew Pearce das nicht wollte, sei dahingestellt. Es ist für mich einfach eine ungenutzte Chance und hätte als Kontrast die eigentliche Arbeit der Stuntmänner und Stuntfrauen nochmal fundiert und auch zelebriert.


Der Müllcontainer-Kampf in den Straßen von Sydney © Universal

Cinematographie und Editing:

„The Fall Guy“ beginnt mit einem Voiceover, in dem die Arbeit der Stunt-Community in den Vordergrund gestellt wird, gefolgt von einem unauffälligen vierminütigen One-Shot. Der Hauptcharakter interagiert darin mit einigen Crew-Mitgliedern, ist in einer Aufzugfahrt involviert und lässt sich für ein Stunt-Setup aus dem 12. Stock eines Gebäudes stürzen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass Ryan Gosling tatsächlich in diesem One-Shot ohne Tricks den kompletten Take durchzieht und sich auch über den 30m tiefen Abgrund hängen lässt.
In diesen ersten Minuten wird durch die aktiven Dialoge der Charaktere sowie durch das ganze Geschehen im Hintergrund dem Zuschauer sofort klar, wie die Welt funktioniert und die Charaktere zueinanderstehen. Diese Klarheit in den ersten fünf bis zehn Minuten eines Films vermittelt zu bekommen, hat meiner Meinung nach das letzte Mal so gut in „Fluch der Karibik“ funktioniert. Es erfordert wirklich gute Regie mit einem starken Team eine so technische und aufwändige Anfangsszene zu wählen und sie dabei auch noch so einfach wirken zu lassen. Ich vermute auch, dass hier ein Hauptproblem von „The Fall Guy“ liegt, denn alles, was der Film zeigt, wirkt so smooth und einfach, dass man es gar nicht wirklich als was anderes wahrnimmt. Das gilt auch leider für die Action. Da ich beim aktiven Schauen im Kino nicht bemerkt habe, dass zum einen die Action niemals ohne klares Ziel passiert und zum anderen sie mit wenigen Schnitten auskommt, fällt mir das beim retrospektiven Verarbeiten in dieser Kritik auf.

Ich muss tatsächlich an Gareth Evans (The Raid) denken, der wie alle großen Kenner (wie z.B. Jackie Chan) die Action so konstruiert, dass sie drei Fragen beantwortet.

  1. Ziel: Warum ist der Charakter in dieser Action-Szene?
    2. Erreichen des Ziels: Welche Bedingungen muss er erfüllen, um sein Ziel zu erreichen?
    3. Konsequenz: Was steht für den Charakter auf dem Spiel?

In „The Fall Guy“ werden die Antworten auf diese Fragen immer gegeben und größtenteils auch visuell erklärt. In einer größeren Action-Szene geht es zum Beispiel darum, ein Handy zurückzuholen, das die Bösewichte geklaut haben, und gleichzeitig will der Protagonist das schnell erledigen, weil er zum Karaoke-Abend muss. Hierzu fahren die Diebe ein riesiges, grünes Müllauto und tragen reflektierende Warnwesten. Im Gegenzug fährt der Protagonist einen „GMC Sierra Grande“ (bekannt aus der Serie), trägt eine kardinalrote Jacke und hat einen Hund namens Jean-Claude bei sich, der nur Französisch versteht. Hier ist also ganz ersichtlich, wie die Action stattfindet:

  1. Ziel: Handy retten und rechtzeitig zum Karaoke-Abend kommen.
    2. Erreichen des Ziels: Die Diebe in der Verfolgungsjagd einholen und das Handy zurückbekommen, bevor der Karaoke-Abend zu Ende ist.
    3. Konsequenz: Bekommt Colt das Handy nicht, wird der Film abgebrochen und Jody verliert ihren Debütfilm; kommt Colt zu spät zum Karaoke-Abend, verpasst er die Chance, Jodys Vertrauen zurückzuerlangen.

Des Weiteren finden die Action und auch die Kampfszenen immer mit einer Handvoll Personen und in klar definierten „Räumen“ statt. Dadurch wirkt die Action zwar realistisch und strukturiert, aber auch teilweise zu zahm. Alles ist realitätsnah gehalten und mit praktischen Stunts durchgeführt, um ein Statement und eine Ehrerbietung an Stuntmänner und Stuntfrauen zu liefern, jedoch ist das moderne Zuschauergehirn (inklusive meinem) ähnliche Action mit CGI gewohnt. Es macht emotional keinen Unterschied mehr für uns, ob in einem Film jemand wirklich mit brennenden Kettensägen jongliert oder ob das mit CGI nachbearbeitet wurde oder wie in „The Fall Guy“, ob der echte Ryan Gosling mit einer echten Schaufel an einem echten Müllautocontainer hängt und auf einer echten Brücke in Sydney mit echtem Verkehr im Hintergrund eine Verfolgungsjagd durchlebt oder ob er in einem Studio das alles vor einem Greenscreen gemacht hat. Das Reale wird nur erstaunlich, wenn wir den Kontext im Making-of etc. sehen können. Ebenso ist es eine grandiose Stellungnahme, weniger Schnitte zu haben und die Kamera laufen zu lassen, weil man z.B. einen kompetenten Stuntman filmt, wie er wirklich von einem Auto angefahren wird. Dennoch verändert das nicht die Sicht des Zuschauers auf den Stunt selbst, weil wir ihn schon in hundert anderen Filmen mit mehr Schnitten gesehen haben. Eigentlich schade, und ich finde, zur Strafe sollten wir unser Gehirn eine Stunde mit optischen Illusionen verwirren!

Wo der Film bewusst weniger Schnitte in der Action macht, macht er außerhalb der Action manchmal zu viele. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass man Szenen wieder künstlich dynamischer machen wollte, um die Aufmerksamkeitsspanne des modernen Filmeschauers nicht zu sehr zu beanspruchen, doch hier sehe ich eine ganz klare gegenteilige Philosophie zum Rest des Films. Während „The Fall Guy“ mit allen künstlerischen Entscheidungen versucht, eine realitätsnahe Atmosphäre zu schaffen, zerstört das Hin- und Herspringen zwischen zwei Szenen, die auch nacheinander hätten abspielen können, diesen Ansatz. Ich verstehe diese Entscheidung nicht, denn der Film hat wirklich starke Momente, wo das Editing und die Kameraeinstellung grandios ist.

Das absolute Highlight des Films ist für mich eine vierminütige (ich weiß, ich weiß, aber dieses Mal ist es kein One-Shot) Splitscreen-Szene, die Colt und Jody gegenüberstellt. Diese Szene ist so genial, weil die Charaktere sich nahezu synchron in den jeweiligen Bildhälften bewegen und währenddessen über den Film im Film reden, um ihre echten Probleme zu besprechen. Sie diskutieren über die Splitscreen-Einstellung und was diese für die Charaktere bedeutet. Auf jeden Punkt im Dialog, der einen Bruch oder eine Annäherung der Charaktere hervorruft, passt sich zusätzlich die Kamera, der Hintergrund oder die Perspektive der beiden an. Und weil das alles nicht schon krass genug ist, wird hier und da noch ein visueller Gag mit einer Alienhand oder einer synchronen Bewegung eingefügt. Eigentlich werden Splitscreens gerne verwendet um die Unterschiede zwischen zwei Charakteren darzustellen, aber hier wird es genutzt, um eine Grenze verschwimmen zu lassen, wie es auch dem Zuschauer im Dialog angedeutet wird.

Generell taucht der Film oft in die Meta-Ebene ab, weil – wir erinnern uns – der Regisseur, der ein Stuntman war und seine Managerin zur Frau genommen hat, dreht nun einen Film (The Fall Guy), in dem ein Stuntman (Colt) seiner großen Liebe (Jody) helfen möchte, Regisseurin zu werden, indem sie einen Sci-Fi Film (Metalstorm) drehen, der auf Basis der Beziehung zwischen dem Stuntman und der Regisseurin (Colt und Jody) entstanden ist. Weitere Metakommentare passieren mit Filtern und anderen Kameraperspektiven, um etwa „Dune“ und dem Stil von Denis Villeneuve näherzukommen (dazu mehr im Sound-Teil), durch Weltrekorde, die im Film und während der Dreharbeiten aufgestellt wurden, das Abbilden eines Filmsets im Film, sowie oben genannten Filmtricks wie Splitscreens und kleinen Dialogschnipseln.


Das dünige Set von Metalstorm © Universal

Sound und Soundtrack:

Das Universal-Logo wird eingeblendet und aus den Lautsprechern dröhnt „I Was Made for Lovin You“ von Kiss. Mein erster Gedanke war, dass es sich wieder nur um massentaugliche, gute Laune Musik handelt, die sonst auch immer bei Reiseszenen benutzt wird, um billig den Dopaminspiegle im Zuschauer zu erhöhen. Tatsächlich ist dem aber nicht so und Leitch hatte den Titel von Anfang an für den Film geplant. „The Fall Guy“ wurde mit diesem Lied im Hintergedanken gedreht, weshalb auch in der Postproduktion kein anderer Song mehr funktionierte. Im Grunde genommen geht es in „The Fall Guy“ genau darum: zwei Liebende, die alles für den anderen geben würden, wenn es darauf ankommt. In einem der erzählerischen Höhepunkte wird auch eine traurige Version des Liedes vom Musiker „Yungblud“ verwendet, um beide Seiten der allaufopfernden Liebe zu zeigen. Da das jedoch heutzutage eher ein Standardverfahren ist, war es zwar nicht störend, aber auch nichts Besonderes. Neben dem Kiss-Song gibt es noch zwei weitere lizenzierte Songs, die thematisch die Szenen unterstreichen sollten. Einmal „Against All Odds“ von Phil Collins und „All Too Well“ von Taylor Swift. Ich kannte beide nicht, dennoch passen die Liedtexte zu den Szenen und das ist zumindest bedachter, als nur „Sweet Home Alabama“ bei Reiseszenen reinzuschmeißen oder „WAP“ in einen Film zu knallen, weil es „edgy“ ist (ich meine dich, „Dumb Money“!). Ich finde, dass der Film seine lizenzierten Lieder gut einsetzt und damit auch ein gewisses Meta-Kommentar schafft. In den Szenen, in denen der Film im Film (Metalstorm) gezeigt wird, hört man leise das klassische Hans-Zimmer-Dröhnen sowie eine Frau, die einen Kehlkopfgesang-artigen Schrei wie in „Dune“ macht. Persönlich würde ich diesen Audiohinweis so interpretieren, dass hier mit dem Soundtrack ein klarer Schnitt zwischen Realität und Film gemacht werden wollte, um vielleicht sogar den CGI-geladenen Blockbuster im Vergleich zu echter realer Stuntarbeit wie in „The Fall Guy“ gegenüberzustellen. Es hat auf jeden Fall direkt eine gewisse Assoziation abgerufen und war als „inspirierter“ eigener Song gut genug.

Der restliche originale Soundtrack ist meiner Meinung nach in Ordnung für einen Actionfilm und liegt irgendwo zwischen „Bullet Train“ (unauffälliger Soundtrack) und „John Wick“ (Soundtrack mit drei bis vier markanten Liedern).


Das Gespräch von Colt (Ryan Gosling) und Jody (Emily Blunt) durchbricht die Grenzen des Films © Universal

Emotionen:

Wie oben bereits geschrieben, steht und fällt „The Fall Guy“ mit der Liebesgeschichte, um die alles herum aufgebaut ist. Sie ist, wie der Kiss-Song schon andeutet, sehr naiv und rein. Wie Leitch in einem Behind-the-Scenes bestätigte, wollte man hier eben auch den Titel „The Fall Guy“ in vielen Arten interpretieren. Der Begriff steht in der Stunt-Community für denjenigen, den es anstatt den Schauspieler trifft, und auch im normalen Sprachgebrauch bedeutet es so etwas wie der „Sündenbock sein“. Der Film nimmt auf der einen Seite diese zwei Interpretationen und fügt auf der anderen Seite den Fall/Absturz, der den Hauptcharakter beeinflusst, und das In-Liebe-Fallen der beiden Protagonisten hinzu. Ich glaube, dass die letzte Bedeutung, das „In-Liebe-Fallen“ eine der größeren Hürden des Films ist, die es für viele zu überwinden gilt.

Heutzutage sind angesagte „romantische Filme“ nicht mehr nur schwarz und weiß. Sie behandeln Szenarien, in denen die Liebe nicht funktioniert („Past lives“; „La-La-Land“), sind nicht mehr nur heterosexuell-orientiert („All of Us Strangers“) oder haben keine klar definierten Beziehungsstrukturen („No hard feelings“; „Freunde mit gewissen Vorzügen“). „The Fall Guy“ wirkt hier wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, in der Zynismus/Sarkasmus und das Erforschen düsterer Abgründe einer Beziehung noch nicht nötig waren, um eine Rom-Com auf der Kinoleinwand zu vermarkten. Ich persönlich fand genau diese klare und einfache Darstellung von Liebe erfrischend und trotzdem sehr berührend. Gosling und Blunt haben eine wirklich tolle Chemie und strotzen nur vor Charisma. Ich vermute aber, dass dennoch die oben genannte Angst vor dem Tod und die Überwindung von psychischen Problemen durch Liebe für mich eine große Rolle gespielt haben, und ich deswegen mit den Charakteren mitgefiebert habe.

Über den Film hinweg habe ich gelacht, ein oder zwei Tränchen verdrückt, war von manchen Szenen echt begeistert und am Schluss froh, dass die Liebe triumphiert hat. Mehr sollte man bei einer Action-Rom-Com nicht erwarten, und daher ist der Kinobesuch aus meiner Sicht allemal wert.

Zusammenfassung Besonderheiten/Auffälligkeiten:

  • Klar strukturiert und durchdacht, egal ob in der Handlung, Action oder der allgemeinen Cinematographie
  • Technisch sehr anspruchsvolle Takes und Shots
  • Ehrt die Arbeit von Stuntmännern und Stuntfrauen auf unterschwellige und unterhaltsame Art
  • Wenig Schnitte in der Action und effektive und auch kreative Choreographie
  • Teilweise lustig, gefühlsduselig, ernst und absurd…
  • Verpasst aber auch wegen dem lockeren Ton einige Chancen
  • An manchen Stellen fragwürdiges Editing

Sonstiges:

Ich kann Kiss eigentlich wegen Gene Simmons nicht ausstehen, aber leider spukt nun seit Tagen „I Was Made for Lovin‘ You“ in meinem Kopf herum.

Die Stuntmänner und Stuntfrauen, die in diesem Film mitgewirkt haben sind unter anderem: Logan Holladay (stellte Weltrekord auf), Ben Jenkin (vom Auto angefahren und mehrfach in Brand gesetzt), Troy Brown (fiel aus 50m), Justin Eaton (Nahkampfszenen), Bridget Burt (Kampf im Penthouse).

Bewertung:

7,5 von 10 Spicy Margaritas

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