Aufgepasst liebe Bildschirmvoyagisten! Ab jetzt wird die Rubrik/Kategorie „Schmeiß-zurück-Samstag“ eingeführt, bei der ich – aus meinem älteren Blogleben -Texte aktualisiere, die zu schade sind um auf ewig im Sammelpost „Altes Zeug Teil X“ ungesehen zu vergammeln. Zusätzlich werde ich erklären warum ich sie ausgewählt habe zu restaurieren und was ich mit ihnen in Verbindung bringe. Viel Spaß!
Der folgende Text hat mich alleine aufgrund der Überschrift überzeugt. Auch wenn sein Inhalt erst schwachsinnig wirkt, ist er das im Großen ganzen eigentlich auch. Trotzdem versprühen manche Zeilen einen Hauch sympathischer Unreife, die an allgegenwärtiger Weisheit kratzen. Aufgrund der damaligen Veröffentlichungsstruktur habe ich jeden Tag einen Beitrag geschrieben und die Texte dienten als Putzvorgang des Oberstübchens bei dem manchmal was brauchbares herauskam. Auch wenn der Text alt ist, so hat sich eine Sache seit 2010 nicht verändert: Die Lösung: Man nehme ein Kartenhaus und schnippt dagegen et voilá… altes Problem passé aber ein neues Problem vorhanden.
Matthäus: Bring doch bitte den Müll runter Kontinenter 24, 38, 42
Ursprünglich publiziert am 28. November 2010
Mann 1: >> Oh nein, der Raum wackelt aber stark mit diesen Lügen. Vielleicht hätten wir doch lieber Steine anstatt Illusionen nehmen sollen um das Luftschloss zu bauen.<<
Mann 2: >> Ach was, die Lügen halten ungefähr von Dienstag bis ca. ,,Februar” durch.”
Betrunkener Erzähler: >> Bumse macht’s und unten isser! Denn Bitches, jetzt isses Februar!<<
Währenddessen beschwert sich ein sportlicher Mann in einem viel zu großen Auto mit einem viel zu großen Bluetoothapparat im Ohr.
>> Jaja ohne Wurst kein Badmintonturnier. Verstehe ich zwar nicht, aber kann mir und meiner Frau ja egal sein, was die kleinen Monster wollen. Achso, die wollen Wurst mit Bärchengesichter. Verstehe ich zwar nicht, aber kann ja mir und meinen Kindern egal sein. Wie bitte ein Kind will eine Wurstscheibe, die wie Brasilien aussieht? Hmm, verstehe ich zwar nicht, aber kann ja mir und meiner Friseuse, die manchmal auch meine Fußpflegerin ersetzt, egal sein. Habe ich das gerade richtig verstanden? Einer der Kinder ist ein 43 jähriger Obdachloser? Nun ja, das verstehe ich zwar nicht, aber kann ja mir und meinem zahmen Handlöwen Leika van der Pfoten egal sein. Sapperlott, sie haben ihn ins Turnier mit aufgenommen, weil nur deshalb das Team gewinnen kann? Verstehe und mein glänzendes Lederetui für goldene Iphones auch. <<
Der Mann will gerade auflegen, als sein Bluetoothapparat explodiert. Sein Kopf sieht plötzlich aus wie eine von einem Hamster angenagte Birne. Unschön aber ästhetisch.
Noch viel betrunkenerer Erzähler: >> Bamm, so schnell kann es gehen. Zapp-za-Rapp auf den Punkt gebracht. Man hat nichts zu tun und versinkt in einem motivationslosen Sumpf aus Antriebslosigkeit. Die Lösung: Man nehme ein Kartenhaus und schnippt dagegen et voilá… altes Problem passé aber ein neues Problem vorhanden. Was ist das neue Problem? Karten auf dem frisch gewischten Boden? Macken auf frisch aufgetischten Bohnen? Sojabohnen? Sojabohnenöl? Palmöl? Palmzucker? Milchzucker? Milchkühe? Genkühe? Ohje wann wird Käse von Genkühen endlich schmecken? Es ist zu spät zum Denken, denn handeln heißt die Devise. Das Leben umkrempeln, die Nostalgie in die obere Schublade und die Zukunft zu den Socken, oder doch lieber andersrum? Warum 24/7 und nicht 74/2? Das ergebe wenigstens keine Bruchzahlen! Ich hasse Bruchzahlen und Grenzwertberechnung. Bah, was sagt mir dieser Limes denn? Kann er meine Steuererklärung machen? Nö, nur doof sein kann der Limes. Er steht da an so einer Tafel und lacht tausende junge Menschen mit viel zu großen Hemden aus. <<
Der Professor fragt mit stechendem Blick: >> Wie funktioniert hier die Formel von l’hopital? Was ist denn der Grenzwert den wir suchen? Wie kommt jemand darauf, in einem Kindermärchen einen Wolf Kreide essen zu lassen? <<
Ein Junge mit viel zu großem Hemd streckt sich, wodurch er von seinem herunterrutschendem linken Ärmel fast erschlagen wird. Der Professor macht Furzgeräusche mit seinen Lippen, während der im Ärmel ertränkte Student etwas sagen möchte. Im Hörsaal nebenan ist die Vorlesung „Cinematographie für Parkinsonerkrankte“. Ein leerer Raum. Verwackelte Aufnahmen und dabei keine Lügen, keine Freude, kein Licht, nicht einmal Kuchen. Nur Angst, Hass, Verrat, Gier und ein flackernder Popeye an der Wand. Der Saal erhellt und in großen fetten Druckbuchstaben erstrahlt ein wobbelndes „Fin“.
Text: Daniel Engel (ZeBlog)
Illustration: Daniel Engel (ZeBlog)